Alles ganz wunderbar weihnachtlich? - Besinnliches zum Fest

01.12.2015 16:01 von Sabine Driehaus

Ein Blick an die Börse beweist es: Die großen Stromkonzerne leiden. Die fetten Jahre sind vorbei, Kohle- und Atomkraft fahren Verluste ein, und die Aktien fallen ins Bodenlose. In diesen Zeiten bitterster Not schenkt die Bundesregierung in einem 1,6 Milliarden Euro teuren Akt der Barmherzigkeit alten, schmutzigen und unrentablen Kohlekraftwerken, die niemand mehr haben will, ein zweites Leben als „Klimareserve“. Schließlich ist bald Weihnachten, und alte Weggefährten lässt man nun mal nicht im Stich, wenn diese unverschuldet in die Energiewende geraten. Knecht Ruprecht, dieser pingelige Kontrollfreak, hätte natürlich wissen wollen, ob denn auch verantwortungsvoll gewirtschaftet und sich gut benommen wurde (schließlich haben die Stromkonzerne den Staat gerade erst auf rund 800 Millionen Euro Schadenersatz wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft verklagt), und ob man diese Energiereserve der Kohlekraftwerke überhaupt braucht (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/energiewende-36-kohlekraftwerke-koennten-sofort-vom-netz-a-1032505.html). Aber Barmherzigkeit ist bedingungslos, da wird der Ruprecht gar nicht gefragt, und überhaupt: Was bleibt den Stromkonzernen denn noch, ohne ihre Kohle? Die Illusion, als Versorgungsreserve gebraucht zu werden, gibt ihrem Dasein wenigstens noch einen Sinn. Außerdem ist „Wegwerfen“ in unserer von Nachhaltigkeit geprägten, modernen Gesellschaft nicht mehr angesagt.

Schenken lassen sich die Konzerne natürlich nichts. Haben sie nicht jahrzehntelang ihr Füllhorn über unsere Kommunen ausgeschüttet und Schulen, Sportvereine und Veranstaltungen mit Geld- und Sachspenden sowie Bildungsangeboten unterstützt? Dafür kann man doch wohl etwas Entgegenkommen erwarten. Aber schlecht, wie die Welt nun mal ist: In Nordrhein-Westfalen wird die RWE beschuldigt, in den Schulen „Stimmung für Braunkohle“ zu machen (http//www1.wdr.de/themen/aktuell/rwe-lobbyismus-schulen-100.html), in Hamburg tobte jahrelang ein erbitterter Literatur-Krieg (http://umweltfairaendern.de/2013/04/vattenfall-setzt-unterstuetzer-und-autoren-von-lesen-ohne-atomstrom-unter-druck/), Bötersens Fußballer tragen von Exxon Mobil bezahlte Trikots, und trotzdem wehrt sich die Bevölkerung im Landkreis Rotenburg vehement gegen die Fracking-Pläne des Konzerns („Der Spiegel“ Nr. 43/2015: Das Risiko-Paradox). Wie undankbar ist das denn?!

Gott sei Dank sind die Menschen nicht überall so.

Übrigens: Gespendet haben Sie dieses Jahr schon. Die Kosten für die Klimareserve trägt nämlich der Stromverbraucher.

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