Kein Platz für Sitzenbleiber

09.03.2017 22:51 von Sabine Driehaus

Mitfahrerbank in Tarmstedt

Kein Platz für Sitzenbleiber

Es ist mitnichten die versponnene Idee einer kleinen Eifelgemeinde: Seitdem in Speicher die erste Mitfahrerbank aufgestellt wurde, entwickelte sie sich zum bundesweiten „Export“schlager, und zwar dort, wo die Wege weit und Busse rar sind - auf dem Land. Das Prinzip ist denkbar einfach: Man setze sich auf die Bank, teile per Schild seinen gewünschten Zielort mit und warte auf Autofahrer, die in die gleiche Richtung fahren und jemanden mitnehmen möchten.
Vor knapp einem Jahr legte der Verein „Saubere Energie für Bissendorf“ ein Konzept für die Einrichtung solcher Bänke in Bissendorf vor. Nach einer Verkehrsschau durch Landkreis, Polizei und Gemeinde und „grünem Licht“ für die (erst einmal sechs) vorgeschlagenen Standorte, rückt jetzt die Umsetzung des Projekts in greifbare Nähe. Da man bekanntlich das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden muss, suchten wir im Vorfeld den Austausch mit einem, der schon weiter ist: Jochen Franke aus dem Landkreis Rotenburg / Wümme.

Wenn nicht hier, wo dann?
Wie eine lange, graue Schlange zieht sich die Straße Kilometer für Kilometer durch das platte Land. Rechts und links erstrecken sich Felder und Wiesen, ab und zu kleine Waldstücke und das ein oder andere Gehöft. Daran ändert auch das Ortsschild „Buchholz“ wenig, nur die Zahl der Häuser nimmt leicht zu. Wir halten Ausschau nach der Mitfahrerbank, der ersten von sechs Bänken, die im vergangenen Herbst in der Samtgemeinde Tarmstedt aufgestellt wurden. Knallrot taucht sie wie ein Leuchtfeuer im Zentrum des Örtchens auf. „Tarmstedt“ steht gut lesbar auf dem Schild. Danach fahren wir direkt zu Jochen Franke. Er bewohnt die ehemalige Volksschule, ein altes, rotes Backsteingebäude mit Gemüsegarten, Solaranlage und einer gut ausgestatteten Werkstatt, die früher einmal zum (Um-) Bau von Fahrrädern diente. Hier hat Jochen Franke die Mitfahrerbänke der Samtgemeinde erdacht und angefertigt.

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Jochen Franke stellt seinen Bauplan für die Mitfahrerbank vor...


„Die Busverbindungen zwischen den acht Gemeinden sind katastrophal“, erzählt der pensionierte Berufsschullehrer. Als er von den Bänken in der Eifel hörte, habe er als Gemeinderatsmitglied umgehend einen Antrag im Gemeinderat gestellt. Rückenwind erhielt er vom Seniorenbeirat, der zeitgleich die Einrichtung von Mitfahrerbänken forderte. Da aber in Gemeindesäckeln üblicherweise Ebbe herrscht, bat er Firmen und Bevölkerung um Spenden – und baute dann die Bänke kurzerhand in der eigenen Werkstatt selbst zusammen. Die sechs Mitfahrerbänke stellte er so auf, dass eine „Mitfahrerlinie“ zwischen Ottersberg und Tarmstedt entstand. Getestet hat er sie auch schon – und für gut befunden: „Die Bereitschaft der Autofahrer jemanden mitzunehmen ist sehr hoch“, berichtet er. „Ich habe nicht einmal eine Minute lang auf der Bank gesessen, und der Fahrer hat mich sogar direkt nach Hause gebracht.“ Allerdings fehle bei vielen Leuten noch die „Traute“, die Bank zu benutzen.
Dabei ist das Mitfahrerkonzept nicht unbedingt so gedacht, dass man zu Fremden ins Auto steigt. Das Leben auf dem Land hat den Vorteil, dass man sich kennt – und eben auch gegenseitig hilft, um zum Beispiel von A nach B zu kommen.

Mobil in Bissendorf – Machen Sie mit!
Wir sind der Ansicht, dass Mitfahrerbänke das (mobile) Leben auch in unserer Gemeinde bereichern würden und wurden deshalb tätig. Das Mobilitätsmodell „Mitfahrerbank“ ist mittlerweile zwar schon sehr gefragt, allerdings ist es noch nicht so weit, dass man die Bänke „von der Stange“ kaufen kann. Also ist Kreativität gefragt und, wie so oft, das liebe Geld. Und hier können auch Sie sich einbringen! Wenn Sie einen Geldbetrag oder Material (Holz, Metall, wetterfeste Farbe) spenden, Ihre handwerklichen Fähigkeiten auf diesem Gebiet zur Verfügung stellen oder sich als „Bankpate“ später um den Erhalt der fertigen Bänke kümmern möchten, wenden Sie sich bitte an info@sefb-ev.de. Denn:

Mitfahrerbänke machen mobil!
Für Bissendorf.

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